El carnaval en Recife y Olinda es una fiesta sin fin

Der Karneval in Recife wird von der Stadt veranstaltet und findet auf den Strassen und Plätzen der Innenstadt statt. Im Gegensatz zum Samba in Rio's "Sambódromo" oder dem Axe in den "Blocos" von Salvadors, muss man in Recife nicht für die Veranstaltung bezahlen.

Während in Rio der berühmteste Karneval für die Touristen gemacht ist, hat der Karneval in Recife einen freieren Stil. Er wurde stark von den afrikanischen und indischen Kulturen beeinflusst, die während der portugiesischen Herrschaft Sklaven waren. In Recife kann man den dynamischen Geist vom Karneval auf der Strasse miterleben. Man ist mittendrin und mit dem ganzen Herzen dabei. Der Karneval von Recife prägt mehr, als wenn man nur vom Strassenrand aus zuschaut. Obwohl der offizielle Karneval erst am Freitag anfängt und am Faschingsdienstag endet, gibt es Karneval-Partys, die schon im Dezember beginnen.

Einer der bewegendsten Momente des Karnevals in Recife ist die "Night of silent Drums" - ein Tribut an die afrikanischen Sklaven, die ihr Leben im Gefängnis verloren haben.

Der Event beginnt am Montagabend vor Mardi Gras mit den Trommeln des Maracatu. Diese Trommeln spielen bei der Veranstaltung wie in der religiösen Kultur Afrikas eine wichtige Rolle. Um Mitternacht erreicht das Ritual seinen Höhepunkt, wenn die Lichter im Stadtviertel São José ausgeschaltet werden, und sich die Öffentlichkeit schweigend auf dem "Pátio do Terço" versammelt.

Es entsteht diese mystische Stimmung des verlorenen Afrikas der ehemaligen Sklaven. Und deren Sehnsucht nach ihrem Zuhause. Es gibt kaum jemanden, der von dieser Gänsehaut-Atmosphäre nicht überwältigt wird.

Galo da Madrugada auf Deutsch; "Hahn der Morgendämmerung", ist bezeichnend für den Beginn des Karnevals in Recife, wo jeder zu Frevo tanzt. Der Galo, wie er liebevoll genannt wird, trägt seit 1995 den Titel "weltgrösste Karnevalsparade", eingetragen und bestätigt im Guinness-Buch der Rekorde.

Jedes Jahr bringt diese Veranstaltung mehrere Millionen Menschen zusammen. Sie dauert mehr als 12 Stunden und besteht aus zahlreichen allegorischen Umzugswagen, Trio Elétricos und den sogenannten Freviocas, einer Abwandlung des Trio Elétrico in Pernambuco. Der mehr als 7 Tonnen schwere und 28 Meter hohe Hahn steht stolz auf der Brücke "Duarte Coelho" und beobachtet das fröhliche Treiben.

Die Party beginnt am Faschingssamstag und geht ohne Unterbruch bis zum darauffolgenden Mittwoch.

Frevo ist ein brasilianischer Musikstil aus Pernambuco und wird vor allem zum Karneval in Recife und Olinda gespielt. Das Wort "Frevo" wird abgeleitet von "ferver" (kochen), womit die Stimmung bei dieser schnellen Tanzmusik gut beschrieben wird.

Frevo ist der beliebteste Musikstil, der beim Karneval in Recife gespielt wird. Das Musikgenre entwickelte sich aus den Märschen der Militärkapellen. Im 19. Jahrhundert begannen die Zivil- und Militär-Bands immer schneller und schneller zu spielen. Das Resultat war der Frevo.

Brasilianische Musikstars wie Alçeu Valença, Geraldo Azevedo und Elba Ramalho adaptierten diesen traditionellen Rhythmus für die Konzertbühne. Sie spielten den Frevo mit E-Bass, Gitarre und Schlagzeug. Frevo wurde zu einem brasilianischen Rhythmus, der auf verschiedene Arten interpretiert werden kann.

Der Tanz dazu ist extrem anstrengend. Er besteht aus komplexen Sprüngen und Schrittkombinationen mit einem Schirm in der Hand.

Der Tanz des Frevo entwickelte sich aus dem brasilianischen Kampfsport Capoeira. Schon im 19. Jahrhundert heuerten die Musikgruppen Capoeira-Kämpfer an, damit sie vor den Musikern tanzten. Also "tanzen" in Anführungszeichen, denn tatsächlich waren sie auch für die Sicherheit zuständig. Wenn nämlich zwei Gruppen auf der Strasse aufeinandertrafen, dann gab es oft eine Prügelei zwischen den Anhängern.

Auch der Schirm, den sie in der Hand halten, kommt aus diesem Kontext. Es war ursprünglich ein grosser Schirm, der im Notfall als Waffe eingesetzt werden konnte. Im Lauf der Zeit verlor er diese Funktion, ist aber bis heute ein wichtiges Utensil beim Frevo.