Das Haus der Kultur, "Casa da Cultura", ist ein großer und farbenfroher Kunsthandwerksmarkt in Recife. Im Jahre 1855 wurde das Gebäude als Gefängnis eröffnet. Es zeichnet sich nicht nur durch seine beeindruckende architektonische Qualität aus, sondern auch durch seine historische Bedeutung. Diese ergibt sich vor allem aus dem Pioniergeist der damaligen Zeit. Heute finden sich in diesem historischen Bau über 150 kleine Geschäfte, Ateliers sowie lokale Kunsthandwerks- und Souvenirläden. Auf der Außenterrasse gibt es einen Food Court mit regionalen Spezialitäten. Dort werden oft Folklore-Shows und Konzerte angeboten.
1848 beschloss die Regierung von Pernambuco, in Recife ein neues Gefängnis zu bauen. Ingenieur Mamede A. Ferreira wählte das Pennsylvania-Modell mit radialer Bauweise. Dieses Modell hat vier Arme: Nord, Süd, Ost und West. Jeder Arm hat drei Etagen, die in einem zentralen Turm zusammenlaufen. So konnten die Insassen von einem zentralen Punkt überwacht werden.
1855 eröffnete das Gefängnis in Recife als erstes und modernstes panoptisches Radialgefängnis Südamerikas. Das Pentonville-Gefängnis in Nord-London folgte demselben Modell bereits 1842. Diese Entwicklungen führten im 19. Jahrhundert zu einer weltweiten Bewegung in der Gefängnisarchitektur.
Die Justizvollzugsanstalt Lenzburg in der Schweiz wurde nach ähnlichem Muster gebaut. Nur neun Jahre nach Recife, 1864, eröffnete man die JVA Lenzburg als modernste Strafanstalt Europas. Bis
heute ist sie in Betrieb.
Im März 1973 schloss der Gouverneur das Internierungslager von Recife. Die Insassen wurden in andere Gefängnisse verlegt.
Der Künstler Francisco Brennand aus Recife hatte die Idee, das Gefängnis in ein Kultur- und Kunstzentrum umzuwandeln. Die Architektin Lina Bo Bardi leitete das Restaurierungsprojekt. Am 14. April
1976 eröffneten Francisco Brennand und Lina Bo Bardi das Casa da Cultura als kulturelles und künstlerisches Zentrum der Stadt.
Francisco Brennand, in Recife geboren, war ein bedeutender brasilianischer Bildhauer, Maler, Designer und Keramiker. In Frankreich beeinflussten ihn Picasso, Miro und Gaudi. 1993 stellte er in
der Kunsthalle von Berlin aus. Sein Atelier liegt etwa 15 km von Recifes Zentrum entfernt.
Die Casa da Cultura bietet Kunst und Kultur. Einige Zellen blieben im ursprünglichen Zustand. An einer Tür steht der Name des Schriftstellers Graciliano Ramos. Als Bürgermeister schrieb er
kritische Berichte über Verwaltungsprobleme an den Gouverneur. Später leitete er das Erziehungswesen. 1936 saß er als militanter Kommunist in Haft, trat aber erst 1945 der Kommunistischen Partei
bei.
Die Casa da Cultura beeindruckt mit 8.400 m² Fläche und 6.000 m² Terrasse. Die ehemaligen Gefängniszellen wurden in kleine Läden und Ateliers umgewandelt. Traditionelle nordöstliche Kunst
schmückt den Innenraum. Das Außengelände wurde für Veranstaltungen umgebaut. Eine Food-Meile bietet regionale Leckereien wie Bolo de Rolo, Fleischspieße und gefüllte Tapiocas.
Hier kauft man außergewöhnliche Souvenirs. Gleichzeitig bekommt man einen Vorgeschmack auf nordöstliche Traditionen, die sich vom Rest Brasiliens unterscheiden. Diese einzigartige Kultur des
Nordostens zeigt sich in Kunst, Musik, Essen und Kunsthandwerk und kann im Haus der Kultur voll erlebt werden.
Das Casa da Cultura wird von der FUNDARPE verwaltet und zeigt Kunsthandwerk aus ganz Pernambuco. Beliebte Artikel sind Holzschnitte, Hängematten und Keramikprodukte.
Im Innern trifft man neben den Souvenir Shops auf verschiedene künstlerische Attraktionen. Tanz- und Musikgruppen bereichern den Besuch mit ihren Darbietungen. Musikgenres wie Frevo und Forró
sind allgegenwärtig.
Im Amphitheater finden regionale Folklore-Aufführungen statt. Besonders beliebt sind Tänze wie Coco, Maracatu Nação, Baião, Caboclinho, Quadrilha und Xaxado. Auch Capoeira, Puppentheater und
Clowns tragen zur lebhaften Kultur bei.